Standing Ovations für einen perfekten Konzertabend
Mit fanfarenartigen und rhythmisch kontrastreichen, aber auch sehr schönen melodischen Passagen bei der „Festival Overture“ eröffnete das Blasorchester des Musikvereins Viktoria 08 Ober-Roden am vierten Advent in der Kulturhalle die mittlerweile 45. Auflage seines traditionellen Weihnachtskonzerts. Jedes Jahr ausverkauft, bildet es für die mehr als 50 Musiker immer den musikalischen Höhepunkt des Jahres, auf den ein halbes Jahr in intensiver Probenarbeit hingearbeitet wurde.
Bei der Auswahl der Konzertstücke setzte Dirigent Dieter Weis diesmal einen Schwerpunkt auf die Vertonung menschlicher Dramen. Bei der Interpretation der beiden Opern „Die Macht des Schicksals“ und „Cavalleria Rusticana“ kitzelte Weis wieder Höchstleistungen aus seinem Orchester. Bei den höchst anspruchsvollen und schnellen Stellen der Verdi-Oper überzeugten die Holzbläser mit faszinierender Fingerfertigkeit.
Dieses Jahr konnte das Orchester mit einem neuartigen Klang aufwarten: „Zum ersten Mal in der langen Geschichte der Weihnachtskonzerte wird der Orchesterklang für die Interpretation eines Musikwerkes durch eine Harfe bereichert“, so Moderator Norbert Rink. Deshalb gab es nach den beiden Opern noch eine kleine Programmergänzung, so dass die Harfenistin Sonja Fiedler auch ein Solostück vortragen konnte. Auch zahlreiche sehr junge Solisten aus den Reihen der 08er wurden bei diesem Konzert geschickt in Szene gesetzt und überzeugten mit ihrem ausdrucksstarken Spiel. Dazu gehörten unter anderem Anneke Fuchs an der Oboe, Carmen Hügemann an der Querflöte, die Klarinettistin Melanie Hunkel und im zweiten Konzertteil Moritz Lang an der Posaune und Simone Pfeiffer an der Trompete. Besonders hervorzuheben ist das Trompetensolo der höchsten Schwierigkeitsstufe, geblasen von Jens Stork bei der „Cavalleria Rusticana“, das interpretationsgerecht „off-stage“ geblasen wurde, ohne dass der Solist zu sehen war.
Vor der Pause ließ das Orchester Satoshi Yagisawas in farbigen musikalischen Bildern komponiertes Werk "Moses und Ramses" lebendig werden. Durch königliche Fanfarenklänge der Trompeten, markante Rhythmen des Schlagwerks und einen gewaltigen und satten Klang des „Schwermetalls“ am tiefen Blech wurden die Zuhörer in die Welt des alten Ägypten entführt.
Nach einem beschwingten Start in den zweiten Konzertteil durch ein Sinatra-Medley überraschten die 08er mit einer atemberaubend inszenierten Umsetzung der Musik zum Filmklassiker „Das Boot“. Die vernebelte Bühne in ein düsteres Licht getaucht, sorgten eigens abgemischte und über die kraftvolle Soundanlage der Kulturhalle von Niels Reckziegel live eingespielte Synthesizer-Sounds für das Gefühl, dass hier wirklich ein U-Boot im Anmarsch ist. Für viele Konzertbesucher endete diese Komposition mit einer Überraschung, da der Arrangeur Walter Ratzek dem U-Boot im Gegensatz zum Film ein glückliches Ende beschert hat.
Dass viele Werke aus dem Konzertprogramm der 08er einen aktuellen Bezug haben, zeigte sich nicht nur im ersten Konzertteil mit Verdis „Forza del Destino“, dessen Geburtstag sich im kommenden Jahr zum 200. Mal jährt. Auch die im zweiten Teil erklungenen Hauptmelodien aus dem Musical „Les Miserables“ werden ab Februar wieder einem breiteren Publikum zugänglich gemacht, wenn der gleichlautende Film in die deutschen Kinos kommt.
Bei Rekord-Außentemperaturen im zweistelligen Plusbereich kam vor Konzertbeginn zwar noch keine rechte Weihnachtsstimmung auf. Spätestens beim abschließenden weihnachtlichen Finale der 08er änderte sich dies aber. Diesmal mit ausschließlich deutschen Weihnachtslieder-Arrangements überzeugte das Orchester auch bei den leisen Stücken mit perfekt abgestimmter Intonation und einem ausgewogenen Klangkörper. Das Publikum dankte es dem Orchester und einem am Ende des Konzerts sichtlich zufriedenen Dirigenten mit minutenlangem Applaus und Standing Ovations.
Keine Kommentare vorhanden