Klangvoller Start in die Weihnachtstage: Großes Blasorchester spielt sich in die Zuhörerherzen
Für viele Rödermärker, aber auch für extra „Zugereiste“ fängt die echte Weihnachtszeit am späten Nachmittag des vierten Advents mit dem Weihnachtskonzert des Musikvereins Viktoria 08 an. Spätestens wenn das abschließende „O du fröhliche“ erklingt, sind die Besucher bereit für die Bescherung. Dieses Jahr fand das Konzert kalenderbedingt schon am dritten Advent statt, doch Moderator Norbert Rink versprach: „Nächstes Jahr wird's wieder der vierte Advent, garantiert!"
Knapp 50 Musikerinnen und Musiker machten ihren Dirigenten Dieter Weis offensichtlich sehr stolz. Selten war sein Dank ans Orchester so intensiv zu spüren wie nach der sinfonischen Tondichtung „Carrickfergus Posy“, das in dieser Bearbeitung „die gesamte musikalische Palette eines Blasorchesters geradezu herausfordert“, wie Rink es beschrieb. Dieter Weis bedankte sich unauffällig, aber gestenreich.
Zuvor waren bereits die schwungvolle Alvamar Overture und das „Castrum Alemorum“, die musikalische Beschreibung einer französischen Burg, erklungen, in allen Höhen und (musikalischen) Tiefen und in den unterschiedlichsten Geschwindigkeiten.
Mit „A Hero's Tale“ ging's in die Pause; mit durchaus anspruchsvoll umgesetzten Filmmusiken ging's danach weiter: Tina Turner, Indiana Jones und Andrew Lloyd Webber standen im Mittelpunkt. Von Letzterem brachten Dirigent und Orchester das sehr anspruchsvolle Musical „Aspects of Love“ mit seinem einzig bekannten Song „Love changes Everything“ den Zuhörern näher. Und wem es nicht bekannt war: Norbert Rink erzählte durchaus herzerfrischend in Kurzform die höchst komplizierte Liebesgeschichten-Handlung, was für dankbares Gelächter im Publikum sorgte. Wer in der wie immer (trotz Coronawelle) bis auf den allerletzten Sitz ausverkauften Kulturhalle einen Platz bekommen hatte, genoss das 55. Weihnachtskonzert des Großen Blasorchesters voll und ganz. Zumal es noch eine quasi kostenlose Zugabe gab. Nach dem klassischen ersten Teil und dem von Filmmusik geprägten zweiten Teil erinnerte das Orchester an Shane MacGowan, den vor kurzem verstorbenen Frontmann der irischen Band „The Pogues“, der vor allem als Songwriter des Weihnachtslieds „Fairytale Of New York“ berühmt wurde. Vor zwei Jahren hatte das Orchester dieses Lied vorgestellt, nun nahm es damit Abschied von dem Sänger.
Abgerundet wurde das Weihnachtskonzert mit einer Bearbeitung des Sieges-Chores aus Händels „Judas Maccabaeus“ - das Stück ging als „Tochter Zion“ in die Weihnachtszeit ein. Und natürlich fehlte auch das abschließende Weihnachtslieder-Medley nicht, bei dem fast alle Instrumentengruppen - allen voran die glockenhell klingenden Schlagwerke - noch einmal kurze Soloauftritte hatten. Doch wie immer galt auch hier: Das Orchester im Ganzen in all seiner Präzision und Ausdrucksstärke steht im Mittelpunkt. Was das dankbare Publikum auch mit abschließendem (zurückhaltendem) Mitsingen und zuletzt mit stehendem Applaus honorierte. Das Weihnachtsfest kann kommen.
Quelle: Offenbach Post vom 19.12.2023
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