Jugendorchester rockte in der Nürnberger Burg
Wenn die Meteorologen vom "Goldenen Oktober" sprechen, so können sie nur die Wetterverhältnisse bei der diesjährigen Jugendfreizeit des Musikvereins Viktoria 08 Ober-Roden gemeint haben. Der Musikverein führte diese Freizeit für die Vereinsjugend in der ersten Herbstferienwoche bereits zum 21. Mal durch und freut sich, in diesem Jahr die stolze Zahl von 44 Teilnehmern vermelden zu können. Die größte Jugendfreizeit, die es je gab, führte die jungen Musikerinnen und Musiker in die fränkische Stadt Nürnberg.
Am frühen Montagmorgen des 16. Oktober startete der mit Koffern und Instrumenten voll beladene Kipferl-Bus den Weg in die fränkische Hauptstadt. "Die Jugendherberge ist in einer Burg." Das wussten alle schon, doch so manchen traf die Erkenntnis hart, dass eine Burg auch meist auf einem Berg liegt. Nun galt es also, Koffer und Instrumente zu schleppen und nachdem auch das letzte Teil des Schlagzeugs seinen Weg in das alte Gemäuer gefunden hatte, konnten die Zimmer bezogen werden. Geschichten von Gespenstern, Rittern und schönen Burgfräulein wurden hier wach und der Eine oder Andere hätte schwören können, dass ihn aus dem Spiegel mehr als nur sein eigenes Augenpaar angeblickt hat. Wie sich das gehört, waren die Mädels natürlich schön säuberlich von den Jungs getrennt untergebracht und in einer so großen Jugendherberge konnte man es sich erlauben, auch mal zwei komplette Stockwerke dazwischen zu haben.
Um zunächst das historische Umfeld des Domizils kennen zu lernen, stand eine Führung durch die Dürer-Stadt Nürnberg, die auch für ihre Lebkuchen und Bratwürstchen bekannt ist, als erstes auf dem Programm, das Kristina Hensel in diesem Jahr erneut bravourös auf die Beine gestellt hatte. Und um das gerade Gesehene und Gehörte gleich noch vertiefen zu können, folgte noch ein bisschen Freizeit in der Stadt. Bei dieser Gelegenheit konnte man neben der historischen Burg, sowie dem Dürerhaus und dem Dürermuseum, auch den historischen Karstadt, H&M, die altehrwürdigen Supermärkte, sowie das eine oder andere nette Café bestaunen.
Was macht ein Jugendorchester abends, wenn alle Koffer ausgepackt, die Betten bezogen, die Stadt erkundet und das Abendessen vorüber ist? Es probt! Standesgemäß war in der Jugendherbergsburg ein großer Saal mit hohen Decken, Balkonen und Pfeilern, der sich für unsere Zwecke hervorragend eignete.
Nach der ersten kurzen Nacht und einem frühen Frühstück machten sich die Jugendlichen auf den Weg zum Staatstheater. Bei einer Führung durch den Backstage-Bereich, einem Blick hinter die riesige Bühne und dem Gang durch den Kostümfundus blieb einigen der Mund offen stehen, da mit solchen Dimensionen wohl keiner gerechnet hatte. Und doch blieb festzuhalten, es ist alles nur Spiel und nichts echt: Die Wände auf der Bühne aus Pappe, das Haar aus Kunstfaser, die Glatze aus Stoff und das Blut ist kein Ketchup, aber dafür eine andere rote Flüssigkeit. Bei der Bühnen-Orchesterprobe zu dem Stück „der Rosenkavalier“ von Richard Strauss, welche die Jungmusiker erleben durften, wurde schnell das harte Probengeschäft der professionellen Musiker, Schauspieler und Sänger bewusst.
Gegen Mittag ging es gleich weiter zum Nürnberger Flughafen. Nach dem Passieren der Sicherheitskontrolle wurde das Jugendorchester über das gesamte Flughafengelände gefahren. Der Nürnberger Flughafen zählt zu den zehn größten Flughäfen Deutschlands und beherbergt einige Charterfluggesellschaften, die von hier aus ganz Europa anfliegen. Das Highlight dieser Führung war die Fahrt über die Start- und Landebahn, die der Tower extra für unseren Anflug unter Nachtbeleuchtung setzte. Dies bot ein Bild, das sicherlich keiner der Jugendlichen jemals auf dem Frankfurter Flughafen erleben könnte. Auch dieser Tag endete – wie schon der vorangegangene – mit einer weiteren Probe und dem ersten Verfeinern der Stücke.
Der Mittwoch stand nun ganz im Zeichen der Musik. Gleich nach dem Frühstück begann die Probenarbeit mit einer Orchesterprobe und anschließenden Satzproben. Mittags ging es zu einem Besuch in den Nürnberger Zoo. Die Löwen, Tiger, Elefanten, ein äußerst tapsiger Eisbär, sowie die zahlreichen Affenarten beeindruckten die Jungmusiker, so dass ein Zoobesuch auch und gerade für die älteren der Teilnehmer zu einer spannenden Angelegenheit wurde.
In der Burg zurück fand nach einer weiteren abendlichen Probe ein beinahe schon traditionell gewordener Teil der Jugendfreizeit statt: der Spieleabend. Nicht jedem fällt es leicht, ein Lied so vorzusummen, dass es die eigenen Teammitglieder erkennen. Und auch das logische Denken, Singen und Beschreiben von Begriffen stellt eine Herausforderung dar, die aber alle meisterten. Ebenfalls in dieser Nacht wurde eine Idee geboren. Sie heißt „Rock in der Burg“. Was wäre, wenn das Jugendorchester an seinem letzten Abend ein Konzert geben würde...?
Der Donnerstag begann wieder musikalisch mit Orchester-, Satz- und Ensembleproben, und es war schon spürbar, es liegt etwas in der Luft. Der letzte Nachmittag war natürlich wie jedes Jahr der traditionelle Schwimmbadtermin. Auf Wasserrutschen und im Wellenbad konnten sich die 8 bis 17-jährigen richtig austoben. Aber auch nicht zu sehr, denn es stand ja noch "Rock in der Burg" auf dem Abendprogramm.
Erstmals in der Geschichte der Jugendfreizeiten des Musikvereins gab das Jugendorchester am letzten Abend ein Konzert. Im Probensaal, der kurzum zum Konzertsaal erklärt wurde, fanden sich etwa 150 Besucher ein, um den neu einstudierten Melodien zu lauschen. Mit großem Beifall und vermehrten Zugaberufen wurde von den größtenteils jungen Zuhörern die Arbeit der vergangenen Tage honoriert.
Doch auch dies sollte noch nicht der Schlusspunkt des Abends sein. Denn nachdem die Zuschauer gegangen waren, folgte der musikalisch-humoristische Teil: Beim Gruppenabend war jedes Zimmer angehalten, einen Beitrag zu leisten. Diese Darbietungen reichten von musikalisch anspruchsvollem Ensemblespiel über die Karikatur einer Vororchesterprobe bis hin zu kabarettistischem Schminken unter anderem des Jugendleiters Andreas Zöller. Als dieser letzte Abend seinem Ende zuging, wurde auch dem letzten klar, dass die diesjährige Jugendfreizeit schon wieder vorbei ist und am nächsten Morgen der Heimweg angetreten wird.
Vor der endgültigen Abfahrt am Freitagvormittag und dem Abschied von Nürnberg wurden noch einmal "etwas andere" Gruppenbilder gemacht. Nach dem anstrengenden Verladen der letzten Gepäckstücke dauerte es auch nicht lange und die meisten Businsassen schliefen ein.
Der Oktober darf mit Blick auf die Jugend des Musikvereins mit Recht in diesem Jahr "golden" genannt werden; und das nicht nur in Hinsicht auf das Wetter oder die glänzenden Instrumente der jungen Musiker, sondern auch auf Grund der eindrucksvollen Probenarbeit, die in einem Konzert mündete, sowie der rundum gelungenen Jugendfreizeit in Nürnberg.
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